Sonntag, 29. September 2024

Kapitel 7: Der Hühnerdieb

Es war einer von den seltenen Tagen, an denen Luzia richtig schlechte Laune hatte. Den ganzen Tag schon suchte sie ihr geliebtes kleines Hühnchen. Und als wäre das nicht schon genug, war auch noch Ina weg! Ein wahrer Grund für schlechte Laune, fand Luzia. Sie hatte schon alle gefragt, ob sie Ina oder das Huhn gesehen hatten: Zuerst Anja, die sofort voller Eifer mitsuchen wollte, dann Sofie, die mal wieder einen Korb voll frischer Äpfel gepflückt hatte und gerade dabei war, den Korb in die Küche zu bringen und sich danach Luzia und Anja anschloss, Elena, die ebenfalls gerade völlig verzweifelt Ina suchte, Nuya, die eigentlich keine Lust hatte, mitzusuchen, aber auch keine Lust hatte, allein zu sein, Zara, die nichts zu tun hatte und sofort zustimmte, und schließlich Dinologastro. Er freute sich sehr darüber, Teil von einer großen Gruppe zu sein, die auf der spannenden Suche nach einem Mädchen und einem Huhn war. Luzia stieg auf den Rücken des außergewöhnlichen Dinosauriers und rief nach Ina.
Die Gruppe hatte schon den Palmenwald, den Wundersee und das Haus abgesucht. Sie hatten schon viele Hinweise gefunden, doch alle waren falsch.
Die Stimmung war bedrückt, die meisten hatten keine große Hoffnung mehr, dass sie entweder Ina, das Hühnchen oder sogar beide noch finden würden. Doch Luzia war fest entschlossen und deshalb suchten sie weiter.
Schließlich sagte Zara, als sie schon fast alles abgesucht hatten: "Vielleicht hat Ina das Hühnchen über den geheimen Seeweg, den auch die Piraten benutzen, entführt. Könnte ja sein, oder?"
"Nein, das glaube ich nicht!", sagte Elena kopfschüttelnd. "Ina würde so was nie machen.
"Ich glaube das auch nicht", sagte Luzia. "Ich kenne Ina gut. Es passt nicht zu ihr."
"Ich halte es auch nicht gerade für sehr wahrscheinlich", sagte Sofie.
"Ich auch", murmelte Nuya.
Sie wanderten eine Weile weiter. Während sie noch viele Orte absuchten, fand Zara eine Traum-Insel-Flagge und gab sie Luzia, die sie auf dem Rücken von Dinologastro hoch schwenkte, um Präsenz zu zeigen und von Ina und dem Hühnchen gut gesehen werden zu können.
Die Flagge zeigte eine gelbe Sonne auf orangenem Grund, unter der ein blauer Streifen das Meer um die Traum-Insel herum symbolisierte. Die untere Hälfte der Sonne wurde von einem roten Herz verdeckt.
Es war schon Mittag und Luzia, Dinologastro, Anja, Sofie, Elena, Zara und Nuya hatten noch immer nichts gefunden. Von diesem Misserfolg wurde Luzia aber keineswegs entmutigt, im Gegenteil: Sie suchte noch härter und schwitzte immer mehr. Das kalte herbstliche Wetter machte ihr nichts aus. Sie konzentrierte sich ausschließlich auf die Suche nach Ina und dem Huhn.
Plötzlich rief Elena, die schon vorgelaufen war: "Leute! Da! Dort ist Ina! Sie macht etwas auf dem Dach von diesem alten Häuschen, das wir richtig lange vergessen haben!"
"Tatsächlich! Unglaublich! Unerhört!", murmelte Luzia und stieg von Dinologastros Rücken. Dann ging sie auf Ina zu. "Ina!", sagte sie. "Mit dir hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen! Was machst du da seit heute morgen mit meinem wertvollen unersetzlichen Hühnchen?"

Ina hockte auf dem roten, von wildem Efeu überwucherten Dach des alten Häuschens, das für ein paar Jahre in Vergessenheit geraten war, und formte an dem Hühnchen herum. Was sie machte, sah sehr seltsam und merkwürdig aus. Sie sagte: "Sorry, tut mir leid, ich wusste nicht, dass dir dieses kleine Hühnchen so überlebenswichtig ist! Ich wollte das Huhn in eine Art Absicherung auf dem Dach verwandeln, damit Dinologastro endlich mal einen festen Schlafplatz hat und dort schlafen kann. Ich wollte ihm einen eigenen Schlafplatz schaffen! Super, oder?" Sie war von ihrer Idee fest überzeugt und strahlte übers ganze Gesicht.
Luzia musste sich erstmal fassen. Sie atmete einmal tief ein und aus, dann sagte sie ruhig: "Okay. Du wolltest also etwas gutes und praktisches für Dinologastro tun. Gut. Okay. Dann verliere ich zwar mein Huhn, aber egal. Wir können ja ein neues kaufen."
"Ich kann das Huhn auch bezahlen, ehrlich", versprach Ina.
"Okay", sagte Luzia.

💔

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